TFK Digitale 15

steckbrief

Modell: Digitale 15

Baujahr: 1970

IC´  s: TDA1220, TBA820, LM8560

Kreise: 5AM, 9FM

Damaliger Preis: 99,-DM

Anschaffung: 31.07.16

Fertigstellung: 31.07.16

Bänder: MW, UKW

Gehäuse: Plastik

Antennen: FM-Wurfantenne, Ferritantenne

Abstimmung: Kapazitiv

Link zu rm.org:  Digitale 15

Reparaturbericht

Vor einer Zusammenkunft mit meinen Großeltern entsann ich mich eines alten Radioweckers auf deren Speicher und so bat ich sie, mir diesen doch mitzubringen.

Auch, wenn ich das Gerät etwas größer in Erinnerung hatte, kam er mir recht, da ich gerade einen neuen Wecker benötigte.

Neu ist vielleicht nicht gerade der richtige Begriff, doch war er mir lieber, als eines dieser fürchterlichen modernen Minidinger.

Der Dreck ist unübersehbar, doch lässt er sich sicher entfernen.
Der Dreck ist unübersehbar, doch lässt er sich sicher entfernen.

Ich ließ ihn erstmal ruhen, da es an diesem Nachmittag wichtigeres zu tun gab, als einen Wecker zu flicken.

Am Abend kam ich dann dazu, eine Sichtprobe durchzuführen.

Da noch keiner der Elkos Blumenkohl angesetzt hatte, entschloß ich mich für einen Kaltstart und ging direkt mit dem Gerät ans Netz.

Die Anzeige zeigte auch willig drei Nullen an, bei denen einige Segmente dunkel blieben, doch das Radio lief noch, wenn auch mit einem starken Kratzen vom LS-Poti.

Auf die Taster auf der Oberseite reagierte der Gute hingegen nicht mehr.

Außerdem war er mit einer klebrigen Patina überzogen, die mich stark an Küchendreck erinnerte, doch nach dem Geruch zu urteilen eher aus einer Werkstatt stammte. Egal.

Mit Allesreiniger und Wasser rückte ich dem Zeug zu Leibe und hatte Erfolge.

Während die Plastikteile trockneten, widmete ich mich der Technik.

Als erstes fiel der völlig verdreckte Lautsprecher auf, in dem sich wohl vorsintflutliche Spinnen heimisch gefühlt hatten:

Das Spinnenest um die Sicke war unverkennbar.
Das Spinnenest um die Sicke war unverkennbar.

Das sollte auch schon die Erklärung für den gedämpften Klang gewesen sein.

Wenigstens ließ sich das Zeug mit einem einfachen Pinsel entfernen.

 

Weiter ging es mit den 7-Segment-Anzeigen, bei denen einige Anzeigefelder abgestorben waren.

Meine Vermutung, die auf Kaltlötstellen baute, wurde nicht enttäuscht. Einige Lötaugen waren komplett ohne Zinn. Das war auch das erste Mal, daß ich mich meinen Sammlerkollegen in der Meinung anschließen kann, daß TFK in den Siebzigern Probleme mit seinem Lötverfahren hatte.

Innerhalb weniger Sekunden waren die Verbindungen wieder hergestellt und siehe da: Alle Segmente leuchteten wieder, wenn auch nicht ganz gleichmäßig, aber das soll nicht weiter stören.

Ganz angenehm ist, daß die Anzeige in ihrer Helligkeit in zwei Stufen verstellt werden kann.

Hier die wieder voll erscheinenden Ziffern. (Der Doppelpunkt wirkt nur durch die lange Belichtungszeit so diffus)
Hier die wieder voll erscheinenden Ziffern. (Der Doppelpunkt wirkt nur durch die lange Belichtungszeit so diffus)

Rechts daneben befindet sich die nüchtern gestaltete Radioskala für UKW und Mittelwelle:

Die leider unbeleuchtete Skala.... ich widerstehe der Versuchung, eine LED einzubauen.
Die leider unbeleuchtete Skala.... ich widerstehe der Versuchung, eine LED einzubauen.

Blieb neben dem inzwischen auch gereinigten LS-Poti noch ein Problem: die Taster zum einstellen der Uhr- und Weckzeit, ohne die ich mir den Wecker an den Hut stecken könnte.

So, wie die Platine aussah, war der Defekt nicht weiter verwunderlich:

Ein klebriger Dreck und Korrosion haben die Kontaktgabe verhindert...
Ein klebriger Dreck und Korrosion haben die Kontaktgabe verhindert...
Links: gereinigt, Rechts: Ungereinigt.
Links: gereinigt, Rechts: Ungereinigt.

Auf dem obigen Bild sieht man auch noch zwei andere Sachen: Der dicke Lötzinnfladen ganz links stammt nicht von TFK, sondern von irgendeinem Lötkünstler, der schonmal daran herumgefummelt hat...

Rechts oben hingegen sieht man die zwei gelben Lautsprecherkabel, die in originale Lötpunkten münden.

Diese verkrüppelten Lötstellen unterstützen ein weiteres Mal die Theorie zu TFK.

Bei der Reinigung von Printplatinen muß darauf geachtet werden, daß ein rückstandsfrei abdampfendes Reinigungsmittel verwendet wird, das PH-neutral ist, um die Platine nicht anzugreifen. Ich setzte dabei immer auf Waschbenzin, in Härtefällen auch auf den dezenten Einsatz von Aceton.

Wichtig ist dabei auch, nicht nur die Kontaktflächen auf der Platine, sondern auch die Kontaktgeber in der Taste zu putzen.

Ein weiteres Zeichen von Fremdeinwirkung stellen diese Lötstellen dar:

Inzwischen konnte man wieder über die Taster die Anzeige beeinflussen, doch leider nicht ganz so, wie ich mir das vorstellte: Stunden und Minuten wurden immer parallel verstellt und auch der Umschalter für das Radio hatte seine Funktion eingebüßt.

Nachdem der Schreck groß war, ließ ich alles mal eine Stunde liegen und wieder bestätigte sich mein Verdacht:

Wasserreste der Gehäusereinigung waren in die Kontakte gekommen und hatten Fehlkontakte hergestellt.

Jetzt klappt alles und ich hatte einen neuen Wecker!

Ein sehr zuverlässiges Gerät mit gar nicht mal so schlechten Empfangseigenschaften.

Seitenansicht mit Radioamarturen. Hier half Zahnersatzreiniger, um die Knöpfe wieder zum Glänzen zu bringen.
Seitenansicht mit Radioamarturen. Hier half Zahnersatzreiniger, um die Knöpfe wieder zum Glänzen zu bringen.