Kondensatoren neu befüllen

Puristen machen es immer, ich nur bei seltenen oder besonderen Geräten: Kondensatoren neu befüllen.

Wer mit mir über das Thema diskutieren will, dem steht es frei, mir eine E-Mail zu schicken, doch habe ich langsam in Bezug auf diese Angelegenheit genug.

Doch ganz davon abgesehen, was ich davon halte, so etwas immer zu machen hier eine kleine Abhandlung über das WIE:

 

Zum einen ist es wichtig, welche Kondensatoren verbaut sind, und welche ich als Ersatz nehme.

Dankbar zum Beispiel sind Modelle mit Teerverschluß im Glasrohr, wohingegen es bei ERO100 fast zwecklos ist, eine Nachbildung zu kreieren. Daher will ich hier den Vorgang an zwei alten Glaskondis aus den 50ern erklären.

Wir beginnen mit einem Modell der Firma Bico mit 0,1µF:

Einen wahrhaft delikaten Anblick bildet dieser Wechselkandidat, der schon dicke Backen gemacht hat. Das Bitumen quillt nur so hervor...
Einen wahrhaft delikaten Anblick bildet dieser Wechselkandidat, der schon dicke Backen gemacht hat. Das Bitumen quillt nur so hervor...

Zuerst gilt es, den alten Wickel ohne Schaden für die Banderole oder das Glas, schonend aus dem Rohr zu befreien. Ich bediene mich dazu immer eines handelsüblichen Heißluftföhns, der über dem Kondensator auf mittlerer Stufe geschwenkt wird:

Das Gerät der Wahl, wenn man dem Teer zu Leibe rücken will!
Das Gerät der Wahl, wenn man dem Teer zu Leibe rücken will!

Wenn der Teer ausreichend Weich ist, kann man den Wickel entweder an einem der Anschlußdrähte herausziehen oder, falls diese abreißen, was nicht selten der Fall ist, ihn mit einem Schraubendreher herausdrücken. Das Ergebnis sieht so aus:

Falls die Anschlußdrähte nicht ohnehin schon ausgerissen sind,so sollte man dies nun tun und sie aufbewahren, denn für eine originalgetreue Nachbildung sind sie wichtig.
Falls die Anschlußdrähte nicht ohnehin schon ausgerissen sind,so sollte man dies nun tun und sie aufbewahren, denn für eine originalgetreue Nachbildung sind sie wichtig.
Der möglichst klein gewählte Ersatzkondensator wird mit den alten Beinchen verlötet. Hier vor der Lötung.
Der möglichst klein gewählte Ersatzkondensator wird mit den alten Beinchen verlötet. Hier vor der Lötung.

Auch, wenn es dem roten Faden nicht gerade zuträglich ist, würde ich an dieser Stelle gerne mit einem größeren Kondensator (50µF) weitermache, da an ihm die folgenden Schritte besser zu erläutern sind:

Auch bei diesem Modell wird der alte Wickel schonend entnommen...
Auch bei diesem Modell wird der alte Wickel schonend entnommen...
Beim Sezieren erkennt man den typischen Aufbau eines Wickelkondensators. Das Papier fühlt sich auch recht feucht an...
Beim Sezieren erkennt man den typischen Aufbau eines Wickelkondensators. Das Papier fühlt sich auch recht feucht an...
So sind die Folien noch besser zu erkennen.
So sind die Folien noch besser zu erkennen.
Fortschritt der Technik: Größenvergleich zw. zwei gleichwertigen Elkos. Zwischen ihnen liegen etwa 50Jahre.
Fortschritt der Technik: Größenvergleich zw. zwei gleichwertigen Elkos. Zwischen ihnen liegen etwa 50Jahre.
Der neue Elko mit den alten Beinen, die später wieder aus dem alten Rohr kommen werden.
Der neue Elko mit den alten Beinen, die später wieder aus dem alten Rohr kommen werden.

So, jetzt kommt der Akt, wo der Opa die Oma packt: die optisch saubere Tarnung und Wiederverschließung des Elkos. Dazu wird der neue Elko erst einmal mittig im alten Rohr plaziert (Polung beachten) und auf der einen Seite mit etwas Küchenrolle fixiert. Nun fülle ich auf der anderen Seite Steingranulat ein (in meinem Falle hat sich Dekosand bewährt):

Es guckt nun nur noch das alte Anschlußbein hervor.
Es guckt nun nur noch das alte Anschlußbein hervor.

Nun wird das alte Bitumen wieder mit einem Schraubendreher in die Öffnung gepasst.

Das sieht im Optimalfall dann so aus:

Nun ehitzt man den Teer wieder mit dem Heißluftföhn, bis er eine saubere, glatte und homogene Fläche bildet:

Wenn alles gut gelaufen ist, habe ich jetzt einen Kondensator in alter Optik mit einem neuen Innenleben.

Natürlich ist der eben beschriebene Vorgang vorher noch auf der anderen Seite zu wiederholen, wobei man nicht vergessen sollte, das Papierkügelchen wieder zu entfernen.

Hier noch ein Bild des fertigen 0,1µF Kondensators, allerdings ohne die alten Anschlußbeine: